Das Seifersdorfer Tal
  Zwischen Liegau / Radeberg und Grünberg zieht sich das Seifersdorfer Tal entlang der Großen Röder.

   Es ist nicht nur durch seine natürliche Schönheit bekannt, sondern vor allem durch die romantische Gestaltung, die Christina Gräfin von Brühl, eine Schwiegertochter des berühmt-berüchtigten Ministers Heinrich
Graf von Brühl, ihm angedeihen ließ.

   Ab 1781 stattete sie das Tal mit allerlei Denkmälern, Statuen und Tempeln aus - 56 Bauten sollen es einmal gewesen sein! Etliche fielen der Zeit zum Opfer, doch manche sind bis heute erhalten geblieben.

   Ein Abschnitt des Rödertals, der bis heute zum Wandern (oder Lustwandeln) und vor allem zum Entdecken einlädt!
Wandern im Rödertal
Eine der erhaltenen gusseisernen Tafeln am Sockel des Scheingrabes zu Ehren des Heinrich von Brühl. Die Inschrift lautet übersetzt: „Groß durch seine Würden, aber größer durch sich selbst!“
Gusstafel für Heinrich Brühl
Bergquelle mit Inschrift im Seifersdorfer Tal
   Die Bergquelle - früher reichen Ursprungs, heute nur noch ein kleines Rinnsal -  wird in manchen Schriften auch die „Quelle des Schweigens“ genannt
.
   Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Inschrift auf dem Stein oberhalb des Quells:

Schöpfe schweigend
Warum?
Nun so schöpfe nicht
Und warum nicht? Nur dem stillen Genuß
ström’ ich
erquickenden Trank.
  Dies ist ein Zitat aus den „Zerstreuten Blättern“, die Johann Gottfried Herder (1744 - 1803) 1785 veröffentlichte.

   So ist diese Inschrift zum einen die Aufforderung an den geneigten Wanderer und Leser, die Ruhe des Tales nicht zu stören, sondern still die Aussicht, die er von diesem Punkt hat, zu genießen, es ist zugleich ein Denkstein für den Philosophen und Dichter von Herder.

   An anderer Stelle im Tal wurde dem Freund der Familie von Brühl ein weiteres  Denkmal gesetzt wurde: Eine Eisenbüste, die auf einer Sandsteinsäule thront.
Der Philosoph Johann Gottfried  Herder (1744 - 1803)
Die Säule soll an den Kursächsischen Hofkapellmeister Johann Gottlieb Naumann erinnern, der mit der Familie von Brühl befreundet und oft im Seifersdorfer Tal zu Gast war.
   Er vertonte einige Gedichte, die ein weiterer Freund der Familie von Brühl, der Kriegsrat Neumann, über das Tal geschrieben hatte. Bei Liederabenden  wurden sie gemeinsam gesungen, wie diese Zeilen aus einem Winterlied:
Sänger des Tales
Kriegsrat Neumann
O stille Freystadt weiser Freunde,
für Sympathie geschaffnes Thal!
Zwar trauerst du im Winterkleide,
dein Bach quillt Eis, dein Wald steht kahl!
Doch wahrer Weisen Augen sehen
Noch deiner innern Schönheit Plan,
sehn hoch, von deinen öden Höhen
verachtend Königssäle an.
Die Überreste einer einst mächtigen Eiche,
gewidmet
„Herrmann, dem Befreyer Teutschlands“
Die Herrmannseiche im Seifersdorfer Tal
   Etliche Denkmäler sind heute nicht mehr, oder nur noch in ihren Grundsteinen zu sehen, wie die Hütte der Hirtin der Alpen, einst aus rohen Stämmen gebaut und mit einem Strohdach bedeckt. Diese Hirtin spielt die Hauptrolle in der Novelle „La Bergère des Alpes“, die Jean-François Marmontel (1723 - 1799) 1759 veröffentlichte.

   "Die französische Aristokratin Adelaide war die Geliebte des Grafen d’Orestan. Da sich die Eltern des Mädchens der ehelichen Verbindung widersetzten, entflohen beide.

   Marchese Fonrose und seine Gemahlin kehrten über die Gebirge Savoyens aus Frankreich nach Italien zurück. In einem einsamen Tal, dessen Anblick „gefühlvolle Reisende mit süßer Wehmut“ erfüllte, brach die Deichsel des Reisewagens. Da der Tag zur Neige ging, suchten sie in den nahen Hütten eine Bleibe. Auf dem Wege dahin trafen sie eine Hirtin mit wunderbarem Gang und himmlischer Stimme, die ihre Herde eintrieb. Unter den „gemeinsten Kleidern“ fanden sie „alles, was schön genannt werden kann.“ Fonrose gelang es, bei den Pflegeeltern der Hirtin ein Unterkommen zu finden. In der Überzeugung, dass dieses schöne Hirtenmädchen nicht als Tochter so schlichter Leute geboren wurde, erkundigte er sich nach dessen Herkunft und Schicksal. Aber Adelaide, die Hirtin, erzählte nichts. Sie war zufrieden, hier in der Einsamkeit den alten Leuten mit ihren jungen Kräften eine Helferin zu sein. Mit nach Turin zu reisen, lehnte sie ab.

   Zu Hause angekommen erzählten Fonrose und seine Gemahlin von ihrem Erlebnis und schilderten die Schönheit und Tugend Adelaidens mit den trefflichsten Worten. Der junge Fonrose machte sich schließlich ohne Wissen seiner Eltern auf, das Schicksal des Hirtenmädchens zu erkunden. Er wurde selbst ein Hirt, und mit seinem wunderbaren Flötenspiel (Hautbois-Oboe) gelang es ihm, die herrlich singende Hirtin anzulocken und mit ihr zu musizieren. Sie öffnete ihr Herz und erzählte ihm schließlich an einem Grabhügel ihren Lebensweg.

   Ihre Eltern widerstanden einer Ehe mit dem Edelmann d’Orestan. In ihrer Liebesleidenschaft ging sie mit ihm eine Verbindung ein, die aber nach den menschlichen Gesetzen nicht anerkannt wurde. So flohen sie beide.
Da wurde der Graf zu seinem Regiment gerufen, das zu einer Schlacht antreten musste. Auf Bitten Adelaides reiste er zwei Tage zu spät ab. Die Schlacht war geschlagen als er ankam. Er war entehrt und machte seinem Leben an der Seite seiner Geliebten mit einer Kugel ein Ende. „Unter diesen Grabhügel begrub ich ihn vor vier Jahren in ein Loch, das meine Hände scharrten.“ Sie wollte ihm die Treue halten und immer an seinem Grabe weinen. Indem sie allen irdischen Sorgen entsagte, wollte sie büßen. Der verliebte Fonrose war ganz unglücklich. Es gelang ihm aber doch, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie mit nach Turin zu nehmen."

Quelle: „Führer durch das Seifersdorfer Tal“ verfasst von dem Seifersdorfer Lehrer Walther Buchholz, erschienen 1930 im Verlag von Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla

   Eine Geschichte, die zur Idee des sentimentalen Landschaftsgartens passt!
Die ländliche Idylle, die bäuerliche Erscheinung, hinter der sich die adligen Protagonisten verbergen, und nicht zuletzt das anrührende Happy End - denn Adelaide folgt dem jungen Fonrose nicht aus großer Liebe, sondern weil er so unglücklich über ihre anfängliche Ablehnung ist, dass sie fürchtet, auch er könne sich etwas antun. Sie hat also nicht ihren ersten Mann verraten, sondern handelte aus reinem Edelmut.




Weitere Geschichten über die Entstehung des Parks und Hintergrundgeschichten zu einigen der Denkmäler finden Sie in dem Buch „Wahre Geschichten um Sachsens schöne Parks“.
Schutzeinband
Johann Gottlieb Naumann
   Das Seifersdorfer Tal wird von dem gemeinnützigen Verein Seifersdorfer Thal e.V. gehegt und gepflegt. Unter www.tinathal.de,
der Internetpräsenz des Vereins, finden Sie neben einem Lageplan, auf dem alle Denkmäler eingezeichnet sind, ständig aktuelle Informationen sowie einen Terminkalender, der über die Veranstaltungen im und um das Tal informiert.
Säule, dem Sänger des Tales gewidmet
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